Der Schneebesen im Zeitfenster

Dort kann man sich einen hübschen Platz am Fenster suchen und hinausschauen. Ab und zu ein bisschen Macchiato schlürfen, vom gedeckten Apfelkuchen naschen. Und vor allem – die Gedanken fliegen lassen. Wer will, kann auch summen, aber vielleicht eher leise. Denn das Kaffeehaus ist eine Art Transformator, der unsere hektische, durchgetaktete Zeit in reine Muße verwandeln kann. Und das alles nur durch den Blick aus einem Zeitfenster! Kaffeehäuser sind erstaunliche Orte.

Nicht weniger erstaunlich sind die Illustrationen, die das neue Erscheinungsbild des Cafe Luitpold prägen. Sie bevölkern das Design von Faltschachteln und Ballotins, von Tischsets, Programmheften und vielem mehr: Da fiedelt ein Geiger einem Uhu fröhlich ein paar Takte vor, aus einem alten Grammophon wachsen wilde Brombeeren, ein Akrobat schwingt einen riesigen Schneebesen und ein Dromedar trägt eine Kaffeekanne auf seinem hochgeknöpften Rock spazieren. Es sind poetische, oft skurrile Collagen im Stil alter Kupferstiche, die eine eigene Welt zum Schmökern, Staunen und Entdecken erschaffen – mit feinsinnigen Details und einer großen Portion Augenzwinkern. So wird die Historie des Kaffeehauses seit 1888 zum selbstverständlichen Teil seiner Gegenwart, dem die geschichtsträchtige Schwere leichtfüßig genommen wird. Denn gutes Design zeichnet sich auch dadurch aus, dass es im Laufe der Zeit ganz selbstverständlich wird. Auch wenn es sich dabei um Tiere im Frack oder fliegende Törtchen handelt…

Text: Karin Hoefling

Das neue Verpackungsdesign – gestaltet von Rose Pistola, dem Büro für Konzeption und Gestaltung. Rose Pistola wurde 2002. Seine Gründer sind und waren in der akademischen Lehre tätig und haben ein Team hervorragender GestalterInnen zusammengebracht, das für gute Ideen, für feines Handwerk und die Liebe zum Detail wie zum Experiment steht. Gemeinsam bringen sie Projekte auf den Weg – das heißt: Ideen entwickeln, Aufmerksamkeit erregen, Kommunikation herstellen.

Seltenes Blütengewächs? Draufgängerische Saloon-Wirtin? Oder Frieden stiftende „Blumen statt Waffen“-Aktion? Alles denkbar. Die Agentur bietet das, was visuelle Kommunikation kann. Sie entwickeln Ideen, wo weder Text noch Bild existiert. Sie stellen Kom­munikation her, wo sie fehlt und eine visuelle Form erfordert. Sie machen Inhalte zu Bildern, Information verständlich, Unternehmungen sichtbar, und leiten Denkprozesse ein – bei deren Kunden, und deren Adressaten. Das tun sie mit Humor, Herzblut, viel Kopfarbeit und Lust auf Veränderung. Denn Gestaltung kann einen Möglichkeitsraum in einen Wirklichkeitsraum übersetzen.