Durch die warmen Tage der letzten Wochen und der immer luftig werdende Kleidung der Besucher im Englischen Garten oder unserer zahlreichen Cafés und Tagesbars, vermag sich sind nun auch der letzte Pessimist - der sehnsüchtig auf die kalte Sophie wartet - einzugestehen, dass wir nun endlich den Frühling mit offenen Armen begrüßen dürfen.
Durch die warmen Tage der letzten Wochen und der immer luftiger werdenden Kleidung der Besucher im Englischen Garten oder unserer zahlreichen Cafés und Tagesbars, vermag sich nun auch der letzte Pessimist – der sehnsüchtig auf die kalte Sophie wartet – einzugestehen, dass wir nun endlich den Frühling mit offenen Armen begrüßen dürfen.
Pünktlich dazu, fast schon Kalendergleich erblühen auch kurz vor – und während Ostern namentlich treffend die hübschen Blütenkelche der Osterglocken oder Narzissen. Dieses Jahr besonders schön in den Pflanzkästen der Münchner Stadtgärtnerei anzusehen, welches sich um den Luitpoldblock befinden.
Allerdings kein gar zu neuer Anblick, hatte ich bereits seit Februar die ersten Bunde „Stiftel“ in der Hand, wie man im Fachjargon die abgeschnittenen, noch knospigen Blütenstiele der Narzissen auch nennt, in verschiedene Frühlingssträuße verarbeitet.
Zeitlich noch verschobener, durfte ich die ersten Maiglöckchen bereits im März arrangieren. Natürlich bin ich persönlich nicht abgeneigt von solchen Kostbarkeiten. Ganz im Gegenteil, ich freute mich wie ein kleines Kind und fühlte mich durch ihren Duft in die Zeit zurückversetzt, in welcher meine Großmutter und ich Spaziergänge durch den Wald machten um genau diese zu suchen.
Es existieren Traditionen aus verschiedensten Ländern, die sich unabhängig voneinander das Vorziehen von Blumen zu besonderen Ereignissen zu Nutze machen. So wurden im alten China eine mehrblütige Narzissenart, die man auch zu den Tazetten zählt, ausgegraben und ins warme gebracht, mit dem Ziel sie zum Neujahrstag als eine Art von Orakel erblühen zu lassen. Hyazinthen und deren vorgezogene Kultur in Gläsern, wurden bereits im 19. Jahrhundert in Europa datiert und beschrieben. Am bekanntesten sind wohl die knospenden Zweige von Obstbäumen, die am 4. Dezember geschnitten werden und uns als Barbarazweige am Weihnachtstisch beglücken.
Durch die Globalisierung und die moderne Gewächshauskultur sind Tulpen und Narzissen im Winter und Vorfrühling so selbstverständlich geworden wie Spargel im März. Anemonen und Ranunkeln kommen ebenfalls oft aus Ländern zu uns, in welchen konstante Wachstumsbedingungen herrschen, die eine vorzeitige Schnittreife der Blumen gewährleisten, um sie relativ zeitig anbieten zu können.
Hier in Deutschland litt vor allem vor der Globalisierung eine Blume am stärksten an der Nachfrage: die Edelnelke Dianthus caryophyllus. Als einfach zu manipulierende Art, die mit wenig Pflege und Licht auskommt, wurde sie zur Winterzeit zuhauf von heimischen Gärtnern herangezogen – sie war somit ein fester Bestandteil von Grabgestecken und Brautsträußen. Nach und nach erzielte man auch bei anderen Blumen Erfolge unter künstlichen Bedingungen, man sah sich langsam an ihnen satt. Spätestens nach dem Fall der Mauer war ihr Ruf vor allem der Roten Sorten die als Symbol der Sozialisten und Arbeiterbewegung standen vorbei – wandte man sich vielen Symbolen der damaligen Zeit schließlich ab.
Heutzutage werden auf verschiedenen inspirativen Portalen speziell die beliebten Pfingstrosen in Kombination mit verschiedenen Herbst- und Winterblühern als „Der“ Brautstrauß im Bohemien – Style schlechthin angeboten. Folglich haben sich auch Groß- und Blumenhändler angepasst und können diese Blumen, wenn auch zu horrenden Preisen, mittlerweile fast ganzjährig anbieten.
Persönlich finde ich das übertrieben, wenn es doch auch ähnliche schöne Blumen, wie großblütige Dahlien in dutzenden Sorten zu kaufen gibt. Einerseits würde es mir leid tun eine Anfrage nach Pfingstrosen im Oktober abzulehnen. Andererseits aufgrund des Aufwandes hinsichtlich der weitläufigen Diskussion mit dem Brautpaar – als auch weil es mich schlussendlich freut mit diesen Kostbarkeiten arbeiten zu dürfen, mit dem gleichen melancholischen Gefühl, das im März bei Maiglöckchen aufkam.
Angenehme Pfingstzeit, Mario