Tilo Schulz „sketchbook for a symphony of thoughts – placing your thought beyond“

Tilo Schulz (*1972 in Leipzig, lebt und arbeitet in der Nordwestuckermark) hat im Luitpoldblock in München einen Möglichkeitsraum geschaffen.

Der Künstler geht von der Konstitution des Raumes aus und kombiniert die Rohbauatmosphäre mit einer permanenten Intervention. Auf Kunststoffplatten applizierte, abstrakte Gemälde sind so installiert, dass sie eine Wand bilden, an die sich eine Bank anschließt. Ausgehend von dieser Anordnung sind Tische mit Intarsien im Raum positioniert, deren Intarsien die Spielflächen von Schach und Mühle aufzeigen. Schulz, der in seiner künstlerischen Praxis durch zeichnerische, malerische oder bildhauerische Formensprachen gesellschaftliche Prozesse thematisiert, hat hier mit dem Architekten Kim Wortelkamp (quartier vier, Leipzig) zusammengearbeitet. Gemeinsam haben sie ein Setting entworfen, in dem Malerei und Innenarchitektur ein produktives Spannungsverhältnis eröffnen. Die malerischen Gesten von Schulz überschreiten die Grenzen des Rasters der Bildträger und stellen die Frage nach der gesellschaftlichen Bedeutung der Abstrakten Malerei unter gegenwärtigen Vorzeichen. Ebenso stellt die Anordnung des Mobiliars eine offene Situation her, die durch den Verweis auf die Struktur des Spiels kontrastiert wird und auf gemeinschaftliche Prozesse referiert. In diesem Zusammenspiel entsteht ein Raum, in dem das Verhältnis von Geste und Struktur, Präsentation und Situation sowie Funktion und Kontemplation neu betrachtet wird.

Nadine Droste, Direktorin Kunstverein Bielefeld