Vor 120 Jahren fand der erste Bayerische Frauentag in München im Cafe Luitpold im Luitpoldblock statt. Wie wichtig der Tag für die weibliche Bevölkerung war, zeigen der Andrang der Teilnehmerinnen sowie die Themen die behandelt wurden.
Beim Ersten Bayerischen Frauentag in München ist das Café Luitpold vom 18. bis 21. Oktober 1899 überfüllt. „Zu der in den Prinzensälen des Café Luitpold stattgehabten Sitzung hatte sich ein so zahlreiches Publikum eingefunden, dass eine große Zahl, die an der Sitzung teilzunehmen wünschte, keinen Eintritt finden konnte.“ So steht es in den Münchner Neuesten Nachrichten.
Sieben Vereine organisierten 1899 den Ersten Allgemeinen Bayerischen Frauentag: der „Verein für Fraueninteressen“, der „Verein Arbeiterinnenheim“, der „Verein zur Gründung eines Mädchengymnasiums“, der „Handelsgehilfinnenverein“, der „Kaufmännische Verein für weibliche Angestellte“, der „Münchner Künstlerinnen-Verein“ und der „Münchner Lehrerinnenverein“. Eingeladen wurde, um über die gesellschaftliche Rolle der Frau in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft zu diskutieren. Im Jahr zuvor hat der Gesetzgeber den frauenfeindlichen Artikel 15 geändert, der Frauen bis dahin die Mitgliedschaft in politischen Vereinen sowie die Teilnahme an politischen Veranstaltungen untersagte.
Mehr als 50 Frauen aus 14 bayerischen Städten fanden sich zur Eröffnungsveranstaltung im Prinzensaal des Café Luitpold zusammen. Dort und im Alten Rathaus feierte man drei Tage lang, vom 18. bis zum 21. Oktober und zudem fanden zahlreiche Vorträge statt.
Themen wie „Was die Frauenbewegung von den Hausfrauen erwartet“ bis hin zu „Frauen im öffentlichen Leben“, „Die Organisation der Münchner Kellnerinnen“ und „Die Stellung der Frau im neuen Bürgerlichen Gesetzbuch“ wurden abgedeckt.
Zum Programm gehörte auch die Aufführung der „Culturbilder aus dem Frauenleben“, welche die Dichterin und Malerin Marie Haushofer extra für den Bayerischen Frauentag geschrieben hat. Es werden 12 Gruppendarstellungen in Szene gesetzt und fotografisch festgehalten. Das Theater verdeutlicht, dass die Lage der Frauen ein Ergebnis historischer Entwicklungen ist und nicht biologisch bedingt. Eine Resolution fordert den Gesetzgeber auf, eine Verordnung zum Schutz der Kellnerinnen zu erlassen. Auch wird der „Verein Münchner Kellnerinnen“ aus der Taufe gehoben, der bereits nach zwei Wochen 700 Mitglieder zählt.
Der Bayerische Frauentag war bis 1930, mit einer Unterbrechung während des Ersten Weltkrieges, fest etabliert. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten ab 1933 machte jedoch derartige Veranstaltungen unmöglich.
Erstmals am 19. März 1911, wird der Internationale Frauentag seit 1921 jährlich am 8. März gefeiert.
Der Erste Bayerische Frauentag im Café Luitpold gilt als die Initialzündung für die Gleichberechtigungsbewegung in Bayern.
Quellen:
- Schmidt-Thomé; Adelheid: Sozial bis radikal. Politische Münchnerinnen im Porträt, München 2018
- Richardsen; Invild (Hrsg.): Evas Töchter. Münchner Schriftstellerinnen und die moderne Frauenbewegung 1894 – 1933, München 2018